Die Sonne im Mittelalter
Unsere Vorfahren mieden nach Möglichkeit die pralle Sonne. Allerdings nicht, um sich vor sonnenbedingten Hautkrankheiten zu schützen, sondern um ihre edle Blässe zu erhalten: Da die ärmeren Leute gezwungen waren, im Freien zu arbeiten, war ihre Haut braungebrannt. Eine weiße, reine Haut hatte nur, wer nicht draußen arbeiten musste – sie wurde zum Symbol für Reichtum und Adel.
Die Sonne Mitte des 19. Jahrhunderts
Mediziner entdeckten bald auch die positive gesundheitliche Wirkung des Sonnenlichts. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Europa Sanatorien gegründet, die Luft– und Sonnenbäder anboten. Sonnentherapien wurden zur Behandlung von Tuberkulose, Schnupfen, Syphilis oder Nervenschwäche verschrieben. Ein Sonnenbad galt als Naturheilverfahren eines deutschen Arztes zu jener Zeit.
Für unsere heutige Gesellschaft ist ein gesunder Touch an Bräune nicht nur schön und sexy, sondern auch eine Verkörperung von Gesundheit und Erfolg. Warum? Heutzutage gilt „Zeit“ als Luxus: Wer also genug Zeit und das nötige Kleingeld hat, um in den Urlaub zu fliegen und den von vielen angestrebte Lifestyle zu leben oder die nötige Zeit findet, am Badesee zu liegen, gilt bei uns als Wohlhabend oder gehört zu den Besserverdienern.
Denn 70 Prozent unserer Gesellschaft übt zusätzlich zur Hauptbeschäftigung eine Nebenbeschäftigung aus. Dadurch findet kaum jemand wirklich die Zeit, drei Mal im Jahr in den Urlaub zu fliegen oder den ganzen Tag am Badesee zu liegen. Somit strahlt braune Haut Erfolg aus und steht für Luxus. Wer dagegen blass durch den Alltag gleitet und jede Art von Sonnenstrahlen meidet, sieht meist nicht nur Unattraktiv aus, sondern verkörpert zudem Überarbeitung, Müdigkeit und Krankheit.